Kurzinterview 25 Jahre Rosa-Luxemburg-Stiftung (7. September 2015)
1. Wie bist du zur Stiftung gekommen?
In den 1990er Jahren hatte ich aufgrund meiner Tätigkeiten in linken Bewegungen mehrere politische Strafverfahren. Die Ermittlungen wurden später sämtlich ohne Auflagen eingestellt. Ein Teil meines sehr rührigen Soli-Komitees schnupperte 1998 in die PDS hinein und bat mich, dabei zu sein. Es war damals vieles einfach grauenhaft in der PDS, aber aus diesem Abstecher ergab sich, dass ich ab 1999 den Aufbau der Bremer Landesstiftung betrieb, anfangs rein ehrenamtlich. Die Stiftungsarbeit hat mich (und ein paar andere) letztlich auch in der Linkspartei gehalten.
2. An welchem Projekt der Stiftung hast du am liebsten gearbeitet?
In 16 Jahren durfte ich an einigen guten Dingen mitwirken. Ab 2013 haben wir als Bremer Landesstiftung eine Einführung in das Thema Drohnenkriege angeboten: „Vom Krieg gegen den Terror zu den Roboterkriegen der Zukunft?“. Der Vortrag wurde sogleich von anderen Landesstiftungen angefragt und deshalb allgemein angeboten. Rege Resonanz, auch von externen VeranstalterInnen, führte zu über dreißig Terminen in knapp zwei Jahren. Eine gelungene bundesweite Kooperation zu einem aktuellen und kontroversen Thema. Besonders befriedigend ist dabei vielleicht die breite Resonanz mit z.T. internationalen Reaktionen – schließlich bekommt man bei einem Bildungsprojekt nicht immer den Eindruck, etwas bewegt zu haben.
3. Was verbindest du für dich persönlich mit der Person Rosa Luxemburg oder ihrem politischen Vermächtnis?
Zum aktuellen Zeitpunkt bewegen uns weltweit die Bilder toter Flüchtlinge, und von BILD über die ZEIT bis zur Hilforganisation medico international wird Rosa Luxemburg zitiert: „Es gibt aber Leichen, die lauter reden als Posaunen...“ (Im Asyl, 1912). Hinzufügen möchte ich den oft fehlenden Schlusssatz: »Nieder mit der infamen Gesellschaftsordnung, die solche Greuel gebiert!«
4. Wo glaubst du wird die Stiftung in 25 Jahren stehen?
In den nächsten 20 bis 30 Jahren erleben wir den vorläufigen Höhepunkt einer Revolution in der Robotik. Diese Veränderungen durch Automatisierung von immer mehr Lebensbereichen, mit Hilfe von zunehmend autonomen Maschinen, krempeln vieles in der Gesellschaft gewaltig um. Das beginnt schon längst und wird (von links) bisher noch zu wenig verstanden, zu wenig reflektiert – geschweige denn gestaltet. Ich wünsche mir, dass die RLS auf der Höhe der Zeit sein wird.
Bild: Christoph Heigl, Bremen, Oktober 2010 |